
Für den heutigen Tag hatten wir lediglich entspannte Pläne. Zunächst blieben wir so lange wie möglich in unserem tollen Hotelzimmer, genauer gesagt: auf dem Balkon!
Bei strahlendem Sonnenschein und lediglich einigen verirrten Schäfchenwolken betrachteten wir die in der Anlage umherlaufenden Kaninchen und Eichhörnchen. Es war erstaunlich: offensichtlich überträgt so ein „Erholungsresort“ die Enspanntheit auch auf die sich dort lebende Fauna. Das Kaninchen, das sich direkt vor unserer Nase entspannt in die Sonne gelegt hatte, ließ sich durch nichts und niemanden bei der Fellpflege stören- und auch das Eichhörnchen hatte es beim Vorwärtskommen so gar nicht eilig. Ganz gemütlich setzte es ein Bein vor das andere und ging geradezu wie ein Cowboy lässig über die Wege – vom üblichen wellenförmigen Hüpfen nicht die Spur!
Aber die Auscheckzeit rückte auch hier unaufhaltsam näher und so luden wir in letzter Minute alles ins Auto.
Für Cheyenne hatten wir die Besichtigung des Historic Governors‘ Mansion geplant, also der ehemalige Wohnsitz des jeweils amtierenden Gouverneurs des Staates Wyoming. Dieses Anwesen wurde bis die 1980er noch genutzt, musste dann allerdings aufgrund gestiegener Sicherheitsauflagen durch einen Neubau ersetzt werden. Im Jahr 2004 wurde das alte Mansion dann aufwendig restauriert und die einzelnen Räume in den Zustand verschiedener Epochen gebracht.
So befand sich der Waschkeller zum Beispiel in dem Zustand, wie er etwa 1940 aussah, der seinerzeit obligatorische Fallout-Shelter (Atomschutzbunker) natürlich im Zustand der 1960er Jahre.
Das Anwesen ist kostenlos und fast vollständig frei erkundbar und wirklich schön angelegt. Viele kleine, liebevolle Details in den Zimmern ließen uns einen kleinen Einblick in das Leben der Bewohner der jeweiligen Epoche nehmen.
Vor der Weiterfahrt in Richtung Scottsbluff kehrten wir noch kurz bei Walmart ein. Nadine und ich hatten uns vorgenommen, irgendwo auf der Strecke Rast bei einem Picknick zu machen, für das wir noch schnell ein paar Snacks und Leckereien einkauften, die wir in unserer zuvor erworbenen Kühltasche verstauten.
So eine Kühltasche ist für einen Roadtrip ein unglaublicher Komfortgewinn. Man füllt sie einfach vor der Abfahrt an der Eismaschine des Hotels (die hat hier wirklich JEDES Hotel!) mit eine Großladung Eiswürfel auf und schon hat man den ganzen Tag gekühlte Getränke. Unsere Tasche hat sogar eine Zusatzebene für Lebensmittel und ist trotzdem so kompakt, dass wir sie einfach hinter den Beifahrersitz stellen können. Wir lieben das Teil einfach 🙂
Über die Fahrt in Richtung Scottsbluff gibt es dann aber tatsächlich nur eines zu sagen:
Stellt euch eine absolut gerade Straße vor, die bis zum Horizont auch nichts anderes tut, als weiter geradeaus zu laufen. Und ist man dann am Horizont angekommen, geht es wieder bis zum Horizont….. richtig: geradeaus. Schaut ihr nach links, seht ihr bis zum Horizont Grasland – schaut ihr nach rechts, seht ihr praktisch genau das gleiche, nennen wir es hier aber der Abwechslung halber mal „Prärie“. Es gibt also in einem Umkreis von etwa 100km nichts als Gras, das von EINER Straße durchzogen wird. Ab und zu sieht man mal einen Briefkasten am Straßenrand und eine von diesem Briefkasten wegführenden Weg. Das vermutlich dazugehörige Farmhaus liegt aber meist so weit von der Straße entfernt, dass man es nicht sehen kann.
Für uns in Deutschland Lebende ist sowas tatsächlich nur schwer vorstellbar, gibt es in unseren Breiten doch spätestens alle 5km irgendein Zeichen der Zivilisation. Wir mussten z.B. etwa 60 (SECHZIG) Kilometer fahren, bis es mal einen Rastplatz gab, um unser o.g. Picknick einzunehmen! Und wir waren schon beim Kauf der Herrlichkeiten hungrig! Aber wir haben es überlebt und das Warten hatte sich ja auch schließlich gelohnt, denn der Rastplatz war wirklich schön angelegt mit einer tollen Weitsicht.
In Scottsbluff angekommen, besuchten wir direkt das Scottbluff Monument – eine malerische Steinformation, die nach Jahrmillionen der Erosion und der Auswaschung der ursprünglich dort befindlichen Hochebene durch Regen stehengeblieben war. Leider machten uns die Parkranger darauf aufmerksam, dass wir nur etwa 45 Minuten Zeit haben, da man gleich schließe. Also nahmen wir mit, was wir kriegen konnten und gingen auf dem Gipfel des Monuments ein wenig spazieren.
Anschließend fuhren wir zu unserem Hotel. Das Hotel Arcadia ist ein eher schlichtes, von Außen geradezu unscheinbares Objekt, bei dem sich allerdings sehr deutlich zeigt, dass ein engagierter Besitzer selbst ein „normales“, kleines Zimmer mit sehr vielen liebevollen Details zu etwas ganz Besonderem machen kann! Nadine hatte sich jedenfalls direkt in das Zimmer verliebt und auch wenn es bei mir ein paar Minuten gedauert hat, so finde ich jetzt auch, dass dieses Hotel seinen ganz eigenen Charme hat.
Wir wissen jetzt jedenfalls, dass die deutsche Regelungswut (hier ein Hinweis, da eine Anleitung) nur noch von der asiatischen (der Betreiber ist ein solcher) übertroffen wird – aber auf sehr charmante Art und Weise.
Den Abend ließen wir dann beim ersten Teil des Films „Shining“ ausklingen, begleitet von unserem ständigen „Da, unser Zimmer!“ oder „Guck mal, die Lobby!“. Als Filmsnack probierten wir eine neue Sorte Zwiebelringe….. naja – in gewisser Weise. Diese Zwiebelringe hatten den kleinen Zusatz „Hot“ und waren auch nicht maisfarbig wie sonst üblich sondern tatsächlich FEUERROT.
Und wenn ein Amerikaner auf etwas „HOT“ schreibt, dann darf man das auch glauben! ALTER VERWALTER! 🙂