23. Mai: Denver

Den heutigen Tag kann man als Beginn des Roadtrips ansehen, denn heute morgen verließen wir das erste Hotel. Das Ziel der ersten Etappe war Estes Park, doch zuvor verbrachten wir den Tag noch in Denver, das sich als auffallend saubere und nette Großstadt mit Kleinstadtflair entpuppte.

Nachdem wir aus unserem Hotel ausgecheckt hatten, frühstückten wir erstmal im nahegelegenen Denny’s Diner. Nunja, Nadine frühstückte – ich war irgendwie schon im Mittagessen-Modus und bestellte mir einen schönen Jalapenos-Burger. Wat mut, dat mut!
Sowohl Nadines Frühstück (irgendwas mit viel Bacon, Hashbrownies und Rührei), als auch mein Burger waren uuuuunfassbar lecker und so konnten wir gut gestärkt aufbrechen zu neuen Taten.

Diese neuen Taten begannen erstmal mit dem Besuch der Innenstadt von Denver, Lower Downtown um genau zu sein. Hier stehen u.a Amerikas älteste Gebäude im viktorianischen Baustil. Aber auch sonst ist die Stadt in diesem Bereich sehr sauber und einfach schön. Wir sind einfach eine gute Stunde die Mall-Street hochgelaufen und dann mit den kostenlosen Mall-Shuttlebussen wieder runter bis zur Union Station gefahren.

Die Union Station selbst ist ein wunderschönes Bauwerk aus dem Ende des 19. Jahrhunderts, das heute noch als „echter“ Bahnhof genutzt wird. Sobald man durch die massiven Eichentüren die Haupthalle betritt, ist man direkt zurückversetzt in die damalige Zeit. Den Bauherren ist es unfassbar gut gelungen, den originalgetreuen Stil mit der Moderne zu verbinden. Alte Wartebänke wurden z.B. dezent mit USB-Ladebuchsen ausgestattet – oder gemütliche Kolonialmöbel laden zum entspannten Warten auf den nächsten Personendampfzug ein. Man meint förmlich, den Kohlerauch aus den Schornsteinen der Loks zu riechen und wartet geradezu darauf, dass einem der schnauzbärtige Schaffner mit einem Blick auf seine goldene Taschenuhr die Abfahrtszeit des Zuges mitteilt. So einen unglaublich schönen Bahnhof habe ich tatsächlich noch nie gesehen – aber vielleicht schreibe ich mal einen anregenden Brief an die Deutsche Bundesbaa….. äh Deutsche Bahn AG…. „Ich hätte da mal ne Idee für den Kölner Hbf!“ – findet bestimmt viel Anklang 🙂

Nach der großzügigen Innenstadtrunde machten wir uns dann auf den Weg in Richtung Estes Park. Auf dem Weg wollten wir eigentlich noch einen kurzen „Movie-Location-Stopp“ einlegen, aber die Adresse zu einer historischen Kapelle, die eigentlich in Stirb Langsam 2 verwendet worden sein soll, stellte sich als Fehlinfo heraus. Da uns die genaue Adresse nicht direkt bekannt war, haben wir uns vom Navi einfach in den Bereich lotsen lassen. Und so kam es dann wie so häufig auf unseren Reisen: wenn etwas nicht geplant ist, entdeckt man irgendwas Tolles!
In diesem Fall etwas Felliges…… viel Felliges – endlos viele kleine Felle! Präriehunde um genau zu sein. Wir hatten unser Gefährt scheinbar am Rande einer Großkolonie angehalten und so wurde eifrig und lautstark vor uns „gewarnt“. Seeeeehr niedlich!

In Estes Park angekommen, konnte man schon weitem unseren heutigen Schlafplatz erkennen: das Stanley Hotel.
Fans von Stephen King dürfte das Hotel als Vorlage für das Overlook Hotel aus dem Buch „Shining“ bekannt sein- in genau diesem Hotel hatte der Meister des Grusels nämlich die Idee für seinen Roman, nicht zuletzt weil dem Stanley Hotel eine Reihe unerklärlicher Phänomene nachgesagt wird.
Letztendlich wurde das Stanley Hotel dann in der Fernsehdreiteiler-Neufassung von 1997  (nicht zu verwechseln mit Stanley Kubricks „Shining“ von 1980 mit Jack Nicholson!) als Drehort verwandt.

Das Zimmer setzte zwar eine neue „Bestmarke“ im Bereich der sonstigen Übernachtungspreise, aber es musste einfach sein und wir wollten ja auch unbedingt im Haupthaus übernachten.
Das uns überlassene Zimmer stellte sich dann allerdings als recht „übersichtlich“ heraus, zumal es aauf den Fotos irgendwie anders, größer rübergekommen war. Aber ich bin ja nicht auf den Mund gefallen und ging einfach mal zur Rezeption, schilderte der netten Dame mein „Problem“ und fragte höflich, ob sie da nicht irgendwas machen könne.
Sie konnte und kurze Zeit später fanden wir uns im vierten Stock in einer Ecksuite mit Ausblick zu zwei Seiten auf die schneebehangenen Berge wieder. Der vierte Stock soll übrigens paranormal besonders aktiv sein und unerklärliche Geräusche oder Erscheinungen seien möglich.

So konnte ich mir dann natürlich einen kleinen Streich nicht verkneifen und positionierte meinen Bluetooth-Lautsprecher auf meinem Nachttisch. In einem unerwarteten Moment spielte ich dann von meinem Handy ein unheimliches Lachen ab – Mann, ich wusste gar nicht, dass Nadine so hoch springen kann! 🙂

Und da quasi permanent irgendwelche Gäste durch die Flure auf der Suche nach Geistern waren, konnte ich mir auch mit diesen den Streich nicht verkneifen. Wir hörten, dass eine Gruppe junger Frauen über den Flur ging, über die unheimlichen Geschichten diskutierte und sich gegenseitig schön „hochschaukelten“. Also stellte ich den Lautsprecher von innen an die Zimmertür und in dem Moment, in dem die Mädels sich unserer Zimmertür näherten (neben unserer Tür befindet sich die Treppe nach unten), war da wieder dieses unheimliche Lachen.
Muhahaha, was haben die drei laut geschrien und zack – 180-Grad-Wendung und so schnell die Füße sie tragen konnten waren sie fott!

Nadine und ich schrien anschließend auch….. vor Lachen!

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