07. Mai: Savannah

Heute Morgen war die Nacht bereits um acht Uhr vorbei – und nicht etwa, weil der Wecker geklingelt hatte, sondern einfach, weil wir schon wieder ausgeschlafen hatten und voller Tatendrang waren.

Nachdem wir also das Frühstück in diesem Hotel vertilgt hatten, checkten wir auch schon wieder aus, verstauten unser Gepäck im Auto und machten uns daran, durch den sehr schönen Ort Savannah zu spazieren. Da wir für 13:00 Uhr eine persönliche Führung mit Bobby Davis (Explore Savannah!) gebucht hatten, streiften wir lediglich etwas im Nahbereich herum.

Unter anderem gingen wir zum Chippewa Square, den ich unbedingt sehen wollte. Dieser dürfte dem ein oder anderen von Euch aus dem Film „Forrest Gump“ bekannt sein, denn genau hier sitzt Forrest auf der Bank, wartet auf den Bus und erzählt seine Geschichte. Leider war die Bank selbst nicht mehr dort, da diese lediglich für den Film quasi halb auf der Straße aufgestellt war- diese steht heute in einem nahegelegenen Museum. Der Platz selbst und das dortige Denkmal allerdings haben ausreichend Wiedererkennungswert, so dass ich als alter Filmejunkie unbedingt vorbeischauen musste. Wieder ein Haken mehr auf meiner Liste der besuchten Filmdrehorte!

Gegen 12:30 Uhr kehrten wir dann zurück in unser Hotel und warteten auf Bobby Davis. Auf dessen Führungen war ich beim Reiseportal „Tripadvisor“ gestoßen, die dort ein überragendes Feedback zufriedener Kunden vorweisen konnten. Glücklicherweise konnten wir vor fast zwei Monaten die letzte noch verfügbare Führung für den heutigen Tag ergattern, denn Bobby ist auf Monate im Voraus ausgebucht.

Pünktlich wie die Feuerwehr tauchte Bobby Davis dann in unserer Hotellobby auf. Diese hatten wir im Vorfeld als Treffpunkt vereinbart. Anschließend erkundeten wir zweieinhalb Stunden lang das historische Savannah zu Fuß und erfuhren von Bobby allerhand interessante Fakten über den Bürgerkrieg, die Bedeutung der zahlreichen Plätze (Squares) und die strengen Vorschriften bei der Sanierung der denkmalgeschützten Gebäude. Die zahllosen positiven Bewertungen bei Tripadvisor hatten nicht gelogen: die Führung war äußerst kurzweilig und äußerst interessant. Nebenbei probierten wir noch ein Eis bei Leopold‘s – der fünftbesten Eisdiele der Welt. Ich hatte eine Kugel Vanille und eine Kugel Orange Blossom – und beide waren suuuuuper lecker! –und ganz nebenbei lernten wir noch Südstaatenslang von Bobby… we are in da hooood angekommen!

Doch dann ein absoluter Schreckmoment für mich: mein Handy war nicht mehr da! Alles Taschendurchwühlen brachte nichts – es war weg und ich ahnte bereits, wo ich es hätte verloren haben können: in der Hotellobby muss es mir vermutlich aus der Tasche gefallen sein. Bobby war so freundlich und rief umgehend im Hotel an, hier teilte man ihm allerdings nach kurzer Nachschau mit, dass nichts aufgefunden werden konnte. „Naja“ dachte ich mir, „Weg ist weg“ – natürlich ärgerlich, weil wir das Handy u.a. für die Navigation, Google usw. nutzten – aber nicht mehr zu ändern. Wir setzten die Tour also fort. Anschließend jedoch ging ich noch einmal ins Hotel, um nachzufragen und auch selbst noch einmal nachzusehen – nichts!

Doch glücklicherweise habe ich (in weiser Voraussicht) die Sicherheitsapp von Avast installiert. Mit meinem Notebook loggte ich mich also in der Hotellobby in mein Avast-Konto ein und führte eine Handyortung durch. Und hierbei wurde mir tatsächlich weiterhin das Hotel als Aufenthaltsort angezeigt. Ich aktivierte also die Sirenenwarnung von Avast und hörte es plötzlich unter mir heulen: mein Handy war mir offensichtlich beim Warten auf Bobby Davis aus der Tasche gerutscht und neben dem Polster IN den Sessel gefallen, aus dem ich es dann glücklich wieder herausangeln konnte. Mann, war ich erleichtert – darauf gab es vom Hotel erstmal ein kühles Eiswasser zur Beruhigung.

MIT Handy machten wir uns dann gegen 16:00 Uhr auf die lange Reise nach Tallahassee. Da wir nicht wieder langweilig über den Highway fahren wollten, nahmen wir eine Route über mehrere Bundesstraßen „querfeldein“. Landschaftlich deutlich schöner als Highway-Tristesse, aber die Gegend selbst ist eher mäßig besiedelt. WENN allerdings mal irgendwo Häuser stehen, die NICHT aufgegeben und verlassen sind, dann gibt es im direkten Umfeld gleich mal mindestens zwei, besser drei Kirchen – Baptists Church, Jehova’s Witnesses, und wie sie alle heißen. Offensichtlich stellt die Kirche in diesen Ortschaften die einzige richtige Gemeinschaftstätigkeit dar und wenn man was macht, dann halt in der Kirchengemeinde – seien es Barbeque, Frühlingsfeste oder eine der regelmäßigen Hexenverbrennungen…. Kirchenleben halt.

Und dann mussten wir auch irgendwann einfach mal ne Fahrtpause machen und uns die Beine vertreten. Also hielten wir an einer kleinen Tankstelle an…. Kennt ihr diese Filme, in denen in irgendeinem verschlafenen Nest die Hinterwäldler auf „Leute aussa Stadt“ treffen? –meist so normale Leute, manchmal Collegekids…..? Ihr wisst schon – diese Geschichten, so wie Horrorfilme anfangen….. WIR waren da!

In der Tankstelle wurden wir erstmal von einem echten Hillbillie begrüßt, der im tiefsten Südstaatenslang was von „Yeeeeaaaahhh, ma‘ Maaan, a billion Dollars!“ erzählte. Ich musste zwangsläufig an Bubba J. von Jeff Dunham denken – denn haargenau so hat der Typ gesprochen – und auch sein Blick war ähnlich!

Nadine suchte die Restrooms auf und beschrieb sie mir im Anschluss als „die Toilette aus Dogma, aus der der Scheissdämon stieg“ oder „die Toilette aus Desperado, die der Zugang zum Schwarzgeldhinterzimmer war“…. Und als dann auch noch der lokale Sheriff vorfuhr und die Tanke betrat, war mit „From Dusk Till Dawn“ das Filmszenen-Trio perfekt!

Trotz allem: Wir setzten unsere Fahrt problemlos fort und erreichten gegen 21:30 Uhr unsere heutige Residenz.

Morgen geht es weiter Richtung Pensacola. Mal sehen, was uns hier alles für neue Abenteuer erwarten.

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