Also diese Nacht haben wir sowas von gut geschlafen. Schade, dass wir unsere Luxussuite schon wieder verlassen mussten. EIGENTLICH stand für den heutigen Tag die etwa anderthalb stündige Fahrt nach Cherokee und dann der Besuch des dortigen Cherokee Museums, das sich mit der etwa 11.000 Jahre alten Geschichte des gleichnamigen Indianerstammes befasst, auf dem Programmzettel und somit wieder ein relativ kurzer Eintrag im Reisetagebuch….
– aber „planmäßig“ war heute wieder nicht drin:
Bei der Wahl der Fahrtstrecke entschieden wir uns natürlich wieder für den Button „Autobahnen vermeiden“ im Navi, denn es macht einfach mehr Spaß, durch die vielen kleinen Orte zu fahren und überall anhalten zu können, um sich etwas anzusehen oder Fotos zu machen . Das verlängerte die Fahrtzeit natürlich auf knapp über zwei Stunden.
Während der Fahrt wälzte Nadine dann wieder mal den mitgeführten Rand McNally Straßenatlas und fand eine landschaftlich reizvollere Route, die die reine Fahrtzeit um etwa 20 weitere Minuten verlängerte.
Wir taten also das, was wir inzwischen recht gut können: gemütlich durch die Gegend fahren und die Landschaft bewundern. Und genau dabei sah ich dann am Straßenrand ein zunächst relativ unscheinbares Schild, das offensichtlich zu einem kleinen Laden gehö rte. Aber der Name des Ladens machte uns neugierig: „Sleepy Hollow“ – denn der gleichnamige Film mit Johnny Depp gehört zu unseren Lieblingsstreifen. Also wendeten wir an der nächsten Straßenecke und fuhren zurück. Zum Glück! – denn der Laden entpuppte sich zunächst als kreative Märchenwerkstatt mit wunderschönen, handgearbeiteten Holzhäuschen in einem eigenen Fairytale-Garden. Und je länger man sich in diesem Garten aufhielt, umso mehr kleine Details konnte man entdecken – wie z.B. ein genial gemachtes Zwergendorf in einem gegenüberliegenden, ansteigenden Waldstreifen. In dem Laden selbst stand neben diversen Modellen eine unglaublich aufwändige Baumhausminiatur, die wirklich bis ins kleinste Detail ausgearbeitet worden war.
Wir kamen dann ins Gespräch mit der Ladenbesitzerin, die unsere Begeisterung bemerkte und wir unterhielten uns angeregt über Modellbau und Steampunk (eine besondere Designrichtung, die moderne Geräte mit Technik der Vergangenheit darstellt, wie etwa optisch dampfbetriebene Computer mit Grammophon-Lautsprechern- Steampunkelemente wurde u.a. im Film „Wild Wild West“ mit Will Smith aufgegriffen).
Sie lud uns dann ein, ihren Mann in der Werkstatt zu besuchen und führte uns dann auch direkt dorthin. Dieser Werkstatt stellte meinen wahrgewordenen Bastlertraum dar! Überall Modelle, Zeichnungen, Holz, Werkzeuge und kreatives Chaos!
Arthur zeigte uns bereitwillig, welche Ideen er gerade so ausarbeitet und nebenbei erzählte er, dass er früher Artdirector bei Walt Disney war. Wir durften uns überall umsehen und waren tierisch beeindruckt! Da er just in diesem Moment an einem plastischen Modell der Raupe „Absolem“ aus „Alice im Wunderland“ arbeitete, das als Vorlage für eine Achterbahn in einem Vergnügungspark in Tokio dienen soll, fragte ich ihn, ob er unseren Michael Scheffe kennt – und klar kannte er ihn!
Natürlich konnte Nadine nicht gehen, ohne eine Kleinigkeit zu shoppen, dann verabschiedeten wir uns von Arthur und seiner Frau. Wir waren so unglaublich beeindruckt von diesem zufälligen Erlebnis, das wir noch ewig im Auto über den Laden, Arthur und sein kreatives Genie schwärmten.
Und wir waren noch gar nicht fertig mit schwärmen, da sahen wir auf unserer Bergroute einen Wegweiser zu einem Aussichtspunkt. Gesehen, gewendet, hingefahren. Hier hatten wir tatsächlich einen tollen Ausblick auf das vor uns liegende Tal. Während wir Fotos machten, kam ein Auto mit einem älteren Ehepaar, das ebenfalls ausstieg und fotografierte. Wir kamen direkt ins Gespräch und unterhielten uns über unsere jeweiligen Reiserouten. Und dann erzählten sie uns von einer nahegelegenen Bergstraße mit mehreren Wasserfällen und toller Landschaft. Natürlich nicht ganz auf unserem Weg – aber egal, verlängern wir die Fahrzeit einfach noch etwas… WEIL WIR ES KÖNNEN!
Aber die beiden hatten Recht: dieser Weg war fantastisch und wir mussten mehrfach anhalten und die Gegend erkunden. Hinter einem der Wasserfälle führte z.B. ein Wanderweg her – man konnte also quasi UNTER dem Wasserfall herlaufen. Haben wir natürlich auch gemacht. Ich nenne es mal „erfrischend“ 🙂
Letztendlich wurde also aus den vorgesehenen anderthalb Stunden eine sechsstündige Rundreise mit vielen unerwarteten Highlights, die das Museum auf morgen früh verbannt haben – aber sie waren es auch sowas von wert.
Morgen früh steht somit das Museum auf dem Stundenplan und auch wenn ich gerne mehr Zeit bei der Erforschung der indianischen Geschichte verbracht hätte, müssen wir uns direkt danach auf den Weg zu unserer nächsten, außergewöhnlichen Übernachtungsstätte machen: dem Kellerman’s Resort aus dem Film „Dirty Dancing“. Mal sehen, ob Nadine dann auch sagen kann „Ich hab‘ eine Wassermelone getragen!“
Ach ja: eventuell gibt es morgen ausnahmsweise keinen Bericht, denn da oben gibt es kein Internet und ob ich übers Smartphone Netz finde, ist fraglich 🙂