14. Mai: Vicksburg

Heute haben wir uns einfach mal einen Late Checkout genehmigt und ausgeschlafen – Frühstück war bei der Übernachtung ausnahmsweise eh nicht inklusive, warum also unnötig früh aus den Federn?

Gegen 12:00 Uhr verließen wir dann das Hotel, um bei Walmart etwas Proviant und Frühstückszubehör einzukaufen, was dann auch kurz darauf vernichtet wurde…. Naja, zumindest weitestgehend – ich hatte mir nämlich ein riesiges Baguette mit Roastbeef geholt. Eigentlich wollte ich das ne Nummer kleiner haben – gab es aber nicht mehr! -aber die Fahrt nach Memphis würde ja noch recht lang und etwas mehr Proviant könnte ja auch nicht schaden.
Walmart is eh so ein Phänomen: die haben alles und das dann auch in 165 verschiedenen Ausführungen. Da kauft man neben Kartoffeln und Möhren direkt noch die Pumpgun, um den Braten fürs Abendessen selbst schießen zu können. Und wenn man nicht kochen kann, kauft man den fertigen Braten heiß und servierfertig einfach direkt auch bei Walmart.

Nach dem Frühstück sahen wir uns den National Military Park an. Vicksburg war, neben u.a. Gettysburg, ein wesentlicher Schauplatz des amerikanischen Bürgerkriegs und der National Military Park zeigt sehr anschaulich, wo und wie diese Schlacht stattgefunden hat.
Im Visitor Center betrachteten wir zunächst einen Dokumentarfilm, der einem die Orte und Zusammenhänge der Schlacht näherbringen soll. Anschließend befuhren wir mit dem Auto das Parkgelände. Hier wird auf einer mehrere Kilometer langen Strecke der Originalschauplatz der Schlacht um Vicksburg gezeigt. An insgesamt 16 Stationen werden u.a. Stellungen der einzelnen Truppenverbände von Nord- und Südstaaten, sowie deren Verteidigungsstellungen dargestellt. Anhand einer Audio-CD, die wir im Visitor Center gekauft haben, bekam man passend zu den Stationen nähere Informationen über Truppenbewegungen, sowie über die Bedeutung der jeweiligen Station für die Schlacht.

Äußerst interessant war auch USS Cairo – Museum. Die USS Cairo war ein gepanzertes Dampfkriegsschiff, das am 12. Dezember 1862 vor Vicksburg nach einer Explosion gesunken war. Das USS Cairo Museum zeigt die Überreste des ca. 100 Jahre später geborgenen Schiffes auf beeindruckende Art und Weise: eine Konstruktion aus neuen Holzbalken lässt die grobe Schiffsform erahnen. In dieses Konstrukt wurden das Originalholz der USS Cairo, sowie stählerne Maschinenteile wie Tanks und innenliegendes Antriebsschauffelrad integriert. Das Ganze ist also nahezu in Originalgröße und für Besucher vollständig begehbar – man geht also in ein Schiff, dass für 100 Jahre unter der Wasseroberfläche sein Dasein gefristet hat.
– das angrenzende Museumsgebäude beherbergt diverse Artefakte, die man bei der Hebung der USS Cairo gefunden hat, so auch die bronzene Schiffsglocke. Als diese seinerzeit aus dem Wasser geborgen wurde, stieg aus dem Glockenkörper eine Luftblase auf – also Luft, die beim Untergang damals eingeschlossen wurde.

Ich muss wirklich sagen, dass mich sowohl Museum, als auch der gesamte, geschichtsträchtige Ort sehr beeindruckt haben. Durch die Ausstellung originalen Kriegsgerätes (wie z.B. Kanonen, Haubitzen) an originalen Kriegsschauplätzen, sowie die einzelnen erklärenden Stationen wurde die Schlacht hautnah erlebbar. Und alles zu einem Eintrittspreis von ACHT Dollar pro AUTO.

Doch zwischen den Stationen Vier und Fünf bemerkten wir einen Hund am Wegesrand, der da offensichtlich nicht hingehörte und auch nicht sein wollte. Er jaulte herzzerreißend, aber weit und breit war niemand zu sehen, der nach Herrchen oder Frauchen aussah. Also hielten wir neben ihm an, um nachzuschauen, ob wir ihm helfen konnten. So wie es aussah, irrte der Hund schon etwas länger durch den Park, er zitterte und humpelte am hinteren linken Fuß, sah aber ansonsten sehr gepflegt aus. Wir sprachen ihm ein wenig zu und beschlossen, an einer der nächsten Stationen einen Ranger zu informieren. Doch als wir dann langsam –mit einem unguten Gefühl- weiterrollten, sah ich im Rückspiegel, dass der Hund versuchte, uns nachzulaufen – und das war ein wirklich erbärmliches Bild. Also hielten wir wieder an und überlegten, was wir denn jetzt machen sollen. Zunächst wurde das Roastbeef von meinem Sandwich geplündert, denn unser neuer Freund sah recht hungrig aus. Während Nadine ihn also fütterte, verständigte ich die Parkleitung mit meinem Handy und bat darum, dass ein Park Ranger vorbeikommt. Es dauerte auch keine zehn Minuten da erschien ein Ranger bei uns. Inzwischen hatte der Hund auch noch mehr Vertrauen zu uns gefasst und kam direkt zu uns und ließ sich über den Kopf streicheln.
Der Ranger hatte zwischenzeitlich einen Kollegen mit Tiertransportfahrzeug bestellt und bereitwillig ließ sich der Hund die Leine anlegen. Es sah fast so aus, als sein er froh, dass ihm endlich geholfen wird. Ich reichte ihm zum Abschied den letzten großen Streifen Roastbeef, dann setzten wir unsere Fahrt fort. Mann, was für ein toller Hund. Am liebsten hätten Nadine und ich ihn direkt mit nach Deutschland genommen. So ein schönes, vertrauensvolles Tier!

Der Rest des Tages war dann eher trist: Regen, 9-13 Grad, vier Stunden Autobahn… nichts, worüber man wirklich berichten könnte. Naja, der Zwischenstopp an der Tankstelle „in the middle of nowhere“ wäre vielleicht noch erwähnenswert. Wieder so ein Ort, der für einen Teenie-Horrorfilm eine ideale Drehlocation gewesen wäre…

Gegen 21:00 Uhr checkten wir in Memphis ein. Morgen gucken wir vielleicht mal bei Graceland vorbei und dann geht es Richtung Nashville. Auf dem Weg machen wir noch kurz Stopp in Jackson, hier tue ich was für mein Replica-Fachwissen, aber dazu später mehr…

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