Heute war der Zeitpunkt gekommen, New Orleans wieder zu verlassen – und ich muss sagen: trotz eines denkbar unschönen ersten Eindrucks, hat sich diese Stadt doch noch von einer sehr positiven, sympathischen Seite gezeigt und uns wirklich sehr gut gefallen. Man darf halt nur nicht vergessen, dass es nicht nur gute Gegenden gibt und auch Armut in Form von Obdachlosen an jeder Ecke sichtbar ist. Aber wenn man das Ganze mit gesundem Menschenverstand angeht, dann kann man in New Orleans sehr viel interessantes, geschichtsträchtiges und auch verrücktes erleben.
Das heutige Ziel unserer recht kurzen Fahrtetappe war Vacherie. Ich muss ehrlich zugeben, vor der Reiseplanung habe ich noch nie was von diesem Ort gehört und ich kann gut verstehen, wenn ihr den Namen gerade ebenfalls zum allerersten Mal gelesen habt. Aber Vacherie stellt ein weiteres, ganz besonderes Highlight auf unserer Reiseroute dar, denn wie ihr vielleicht an den vorherigen Tagebucheinträgen erkannt habt, spielt der Film „Interview mit einem Vampir“ eine gewichtige Rolle auf dieser Reise. Und heute haben wir ein eigenes kleines Cottage auf der Oak Alley Plantation reserviert, das in oben erwähntem Film das Herrenhaus von Brad Pitt darstellte.
Dieses Anwesen ist so absolut überwältigend – eine Allee aus fast 200 Jahre alten Eichen säumt den Weg zum kolonialen Haupthaus, dahinter die originalgetreu restaurierten Sklavenquartiere, Hufschmied und grüne Wiesen, auf denen die einzelnen Cottages stehen.
Auf der etwa einstündigen Fahrt, die wir bewusst wieder fernab der Highways bewältigten, konnten wir in den sumpfigen Kanälen entlang der Straßen Alligatoren, Schildkröten und verschiedene Vogelarten entdecken. Kurz vor Vacherie überquerten wir dann den Mississippi über die Gramercy-Bridge, einem beeindruckend riesigem Bauwerk, das sich plötzlich vor einem auftut!
Nach unserer Ankunft auf der Oak Alley Plantation wurden wir freundlich mit einem kalten Limonadegetränk begrüßt und zu unserem Cottage gebracht. Die Cottages sind äußerst nobel eingerichtet, ganz im Kolonialstil mit freistehender Badewanne, Säulendoppelbett (mit kleiner Trittleiter) und Ledercouch im Wohnzimmer. Schon nach zwei Minuten war uns klar: hier könnte man es auch noch länger aushalten!
Wir waren eben stundenlang spazieren und Fotos machen – naja, zumindest solange, bis die Sonne unterging. EIGENTLICH wollten wir da dann noch ein paar schöne Langzeitbelichtungen machen, aber da die Plantage DIREKT am Mississippi-River liegt, wimmelt es hier geradezu von Mücken, Mücken und noch mehr Mücken. Es war so schlimm, dass zeitgleich etwa 10 Mücken auf einem landeten, wenn man mal nur fünf Sekunden irgendwo stehenblieb. Also ging es ab in unser Ferienhaus, wo wir dann erst einmal genüsslich zu Abend speisten.
Gleich geht es dann um fünf Uhr morgens wieder raus – wir hoffen darauf, dass die Allee in leichten Morgennebel gehüllt ist und die nervigen Mücken Langschläfer sind.