11. Mai: New Orleans

Heute Morgen haben wir doch tatsächlich auf ein Frühstück in unserem Guesthouse verzichtet und sind bereits um kurz nach acht aufgebrochen, um an einer weiteren Führung von Free Tours by Foot teilnehmen zu können. Diesmal ging es über den ältesten und bekanntesten, noch existierenden, Friedhof von New Orleans, St. Louis Cemetery No. 1, der im Jahr 1789 gegründet wurde.

Wie auch bei dem gestern besuchten Friedhof, besteht der St. Louis No.1 ausschließlich aus Hochgräbern, da es seit 1830 per Gesetz verboten ist, die Verstorbenen im wahrsten Sinne des Wortes „unter“ die Erde zu bringen. Das Beerdigungskonzept in New Orleans ist eh ein ganz besonderes Regelwerk, das den Rahmen dieses Berichts ein wenig überstrapazieren würde. Wesentlicher Teil ist allerdings – und das ist kein Witz: es gibt Mietgrabstätten!

Die Grabstätten dürfen nämlich erst nach einem Jahr und einemTag wieder geöffnet werden, wenn eine Person in dieser bestattet wurde. Stirbt nun allerdings ein weiteres Familienmitglied innerhalb dieses Sperr-Jahres, muss dieser Verstorbene in einem Mietgrab, das sich in der Friedhofsmauer befindet, bestattet werden – und darf dann nach wiederum nach einem Jahr und einem Tag in die Familiengrabstätte umziehen.
Sterbliche Überreste bleiben auch für immer in den Grabkammern. Wird die Grabstätte für eine neue Bestattung geöffnet, wird der letzte Verstorbene, der dank der hohen Temperaturen in einer solchen Steinkammer dann bereits zu Staub zerfallen ist, einfach nach hinten „gekehrt“ und sackt in den unteren Bereich ab. Auf diese Art lassen sich unglaublich viele Dauergäste in einer solchen Ruhestätte einquartieren. Aber nun genug des Bestattungsexkurses.

Da direkt an den Friedhof die berühmte „Our Lady of Guadalupe Church“ liegt und die dortigen Messen für ihre freie, ungezwungene Art bekannt sind UND wir genau rechtzeitig für die Sonntagsmesse da waren, betraten wir diese Kirche und nahmen –wie viele viele andere auch- an dieser MessFEIER teil – und das Wort „Feier“ darf hier durchaus etwas wörtlicher genommen werden – denn im Gegensatz zu den typischen, deutschen, katholischen, konservativen Messen in denen der Glaube mit schönen Moll-Harmonien betrauert wird, wird die Messe hier mit Livemusik und stimmungsvollem Gesang wirklich zelebriert! Der Priester hält auch keine monotone Predigt von irgendeiner Kanzel oder Pult, er steht vorne in der ersten Reihe und begeistert mit seinen Worten die Gläubigen, ist teilweise sogar witzig. Überhaupt ist das ganze eher ein nettes Miteinander als ein tristes Absitzen des Pflichtprogramms. Und während wir so da standen und die Messe verfolgten, wurde noch kurzerhand ein Baby getauft, anschließend vom Priester hochgehalten und sein „We have a new member!“ mit feudalem Applaus begleitet!

Ein wirklich schöner Zufall, dass wir dabei sein konnten!

Nach der Messe machten wir uns auf den Weg Richtung French Market. Dummerweise kippte das Wetter mal wieder und es goss in Strömen, so dass wir trotz Schirm und teilweiser Fahrt im Street Car relativ nass ankamen. Aus diesem Grund marschierten wir erst einmal schnurstracks zum weltberühmten „Café du Monde“ und genehmigten uns ihre äußerst leckeren Beignets – eine Art frittierter Berliner mit ca. 500g Puderzucker PRO Beignet – suuuuper lecker 🙂
Da sich der Regen nun endlich verzogen hatte, gingen wir rüber zum French Market und nutzen auf diesem Weg die vielen Souvenirläden, um ein wenig zu stöbern und vielleicht auch das ein oder andere Teil zu erbeuten. Anschließend ging es über den Jackson Square zur St. Louis Cathedral – und nach einer kleinen Rast auf einer Bank vor der Kathedrale machten wir uns daran, ein Restaurant zur Bekämpfung des Hungergefühls in unseren Bäuchen zu finden.

Quasi im Vorbeigehen wählten wir das Chartres House, da man hier im zweiten Obergeschoss von einem umlaufenden Balkon auf die Straße blicken konnte.
Da Nadine und ich unbedingt die kreolischen Spezialitäten von New Orleans probieren wollten, bestellten wir genau das – denn auf der Karte fand sich „The Taste of New Orleans“ – eine Auswahl verschiedener lokaler Speisen, z.B. „Red Beans & Rice“ oder eine Art Eintopf namens „Gumbo“. Als Vorspeise wählten wir einen „Cesar’s Salad“ und (um unsere Neugier zu befriedigen) „Frittierten Alligator mit Louisiana Remoulade“. Der Alligator war in der Tat recht lecker – aber ehrlich gesagt wüsste ich nicht, womit ich es geschmacklich vergleichen sollte.

Nachdem wir endlich satt waren, genossen wir noch ein wenig den Ausblick auf das Treiben unter uns auf der Straße und machten uns dann langsam aber sicher gegen 18:00 Uhr auf den Weg zurück ins Hotel.

Morgen früh geht es dann zu einem unserer Highlights: wir übernachten in einem Gästehaus auf der Oak Alley Plantation – den meisten Cineasten bestimmt besser bekannt als das Herrenhaus der Plantage von Brad Pit im Film „Interview mit einem Vampir“.

Weitere Fotos gibt es wie jeden Tag auch heute wieder in der Fotogalerie! 🙂

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