09. Mai: Pensacola

Gibt es etwas Besseres, als morgens von dem Duft eines aromatischen Frühstücks geweckt zu werden? Fanden wir auch – und genau so war es dann auch heute Morgen!

Im Esszimmer erwartete uns unser Gastgeber und nachdem er uns Orangensaft eingeschenkt hatte, machte er uns eine phantastische Portion BLUEBERRY-Pancakes mit frischen Erdbeeren. Das war schon echt toll. –besonders toll war allerdings, dass man auch mit den anderen Gästen ins Gespräch kam. So lernten wir ein älteres Ehepaar aus Georgia (sie war jedoch gebürtige Texanerin), sowie ein Paar aus Wien kennen.

Nach dem Frühstück gingen Nadine und ich noch kurz aufs Zimmer, entschieden uns dann jedoch, noch ein wenig die Luft auf der tollen Veranda zu genießen. –dieselbe Idee hatten auch die zwei aus Wien – und so wurde die Veranda mal fix zum deutsch-österreichischen Hoheitsgebiet erklärt. Wir tauschten uns über die bisherige Reise und auch über diverse Filme und deren Drehorte aus. Ich prahlte mit Forrest Gump, die zwei legten mit Truman-Show nach und mussten dann auch noch erwähnen, dass Seaside, der Ort an dem die Truman-Show gedreht wurde, quasi zwischen Tallahassee und Pensacola – also quasi genau auf unserer gestrigen Fahrtroute, liegt. Mann, was habe ich mich geärgert, dass ich den nicht auf meiner Liste hatte.
Nadine und ich überlegten zwar, noch einmal zurück zu fahren, doch das hätte die anschließende Fahrt nach New Orleans von drei auf etwa fünf Stunden verlängert – plus natürlich die Zeit, die man nach Seaside benötigt hätte – und somit entschieden wir uns dagegen, sechs Stunden im Auto zu verbringen und fuhren dann doch direkt Richtung New Orleans. Aber es hat mich dann doch ziemlich geärgert!

Der Ersteindruck von New Orleans hätte nicht schlimmer kommen können – offensichtlich haben wir uns genau von der NICHT richtigen Seite angenähert, denn wir fuhren durch ziemlich verwahrloste Gegenden, an der an nahezu jeder Ecke irgendwelche merkwürdigen Gestalten rumstanden oder unter Brücken Obdachlose hausten. Die Gegend änderte sich –dem ersten Empfinden nach- auch nicht wesentlich, als wir dann an unserem Guesthouse ankamen und so kamen Nadine und mir erste Zweifel, ob das denn hier wirklich so eine gute Idee ist. Aber das Zimmer war bezahlt und was anderes auf die Schnelle wäre nicht möglich oder schier zu teuer gewesen. Also gaben wir dem Experiment eine Chance und betraten das Check-In-Office. Hier erklärte uns ein ziemlich „geschmeidiger“ junger Mann das Inn und sowohl auf mich, als auch Nadine machte er den Eindruck, als habe er soeben ein wenig einheimische, getrocknete Flora durch die Lunge gezogen.

Das Zimmer selbst war im Patina-Stil auf Alt getrimmt mit rustikalem Holzbett, und geschwungenen Wascharmaturen – an sich ganz schön, doch leider fehlten wesentliche Elemente wie z.B. ein Tisch oder Schränke zum Verstauen von Kleidung- also Basics, die jedes billige Motel bereits bietet. Dafür war dieses Guesthouse dann aber wirklich entschieden zu teuer!

Egal – wir gingen jedenfalls direkt nochmal vor die Tür und fuhren mit dem einen Block entfernten St. Charles Streetcar (eine Elektrostraßenbahn aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts – ziemlich urig!) bis ins French Quarter.

Für Nadine ist New Orleans seit vielen Jahren ein Traumreiseziel, da hier doch viele Geschichten ihrer Lieblingsautorin ihren Ursprung haben, bzw. in New Orleans spielen. Doch als sich dann auch das French Quarter zunächst als Mischung aus Reeperbahn und Ballermann zeigte, wurde ihre Miene immer fassungsloser: in den Straßen tummelten sich allerlei betrunkenes Partyvolk, obwohl es gerade einmal 17 Uhr war, es war unglaublich laut und es stank in der ganzen Straße bestialisch nach Kotze. Im 2-Minuten-Takt patrouillierten die Streifenwagen und das ganze hatte NICHTS mit Südstaatenflair oder dem Charme von Blues oder Jazz zu tun. Nachdem wir uns das ganze einmal angetan hatten, bogen wir in eine Parallelstraße ein und hier war es dann schon eher zu spüren:
alte Häuser mit gusseisern geschmiedeten Balkonen, kleine Geschäfte mit allerlei Zeug, Fortune-Tellern und Kutschenfahrten hoben unsere Laune deutlich. Sogar so sehr, dass wir selbst den einsetzenden Regen als angenehme Abwechslung empfanden. Ok, zunächst war es Regen, wenig später dann allerdings eine senkrecht fallende Wasserwand. „Nass bis auf die Haut“ war angesagt! Mit dem Streetcar machten wir uns wieder auf den Weg ins Guesthouse – und auf den letzten 100 Metern zum Hotel erwischte uns das Wetter dann noch einmal so RICHTIG. Ich hätte nicht gedacht, dass ich NOCH NASSER hätte werden können – aber es hat doch irgendwie geklappt.

Morgen werden wir uns dann mal eine oder zwei Sightseeingtouren genehmigen – irgendwas muss ja an diesem New Orleans dran sein! Wir sind jedenfalls recht optimistisch.
Ach ja: es regnet jetzt gerade übrigens noch immer… in gleicher sintflutartiger Stärke…. Und wir sind schon seit vier Stunden wieder zurück! Wenn schon Regen, dann bitte männlich!

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