Heute sind wir recht früh aufgebrochen, um das Kennedy Space Center zu besuchen. Dies stand auf meiner „Pflichtprogramm-Liste“ ganz weit oben, bin ich doch neben meiner Vorliebe für alte Dampflokomotiven auch sehr interessiert am Weltraum und seiner Eroberung.
Die Tickets hatten wir bereits vor Wochen online gebucht und so konnten wir die Warteschlange einfach links liegen lassen und direkt zum Eingang marschieren. Ehrlich gesagt war mir im Vorfeld gar nicht klar, was man eigentlich den ganzen Tag da machen soll – doch die Möglichkeiten und die einzelnen Themenbereiche sind derart vielfältig, dass wir letztendlich sogar einige Sachen überspringen mussten oder schlicht nicht geschafft haben. Doch nun alles der Reihe nach:
Direkt hinter dem Eingangsbereich ist der Rocket Garden, in dem mehrere 1:1-Modelle verschiedener Raketentypen aus den Anfängen der NASA, sowie einige „begehbare“ (naja, ich sollte besser sagen „bekrabbelbare“) Größenmodelle von früheren Raumkapseln ausgestellt sind.
Nachdem wir uns hier ausgiebig anhand der Infotafeln fortgebildet hatten, nutzen wir das Angebot der Bustour über das sehr weitläufige NASA-Gelände. Hier passierten wir unter anderem eine der Startplattformen, sowie die Montagehalle, ein gigantisches Gebäude, dass die Höhe eines 37-stöckigen Hochhauses hat, aber lediglich aus EINER Etage besteht. Sprich: man kann von unten bis an die Gebäudedecke gucken. Das Ding ist SO GROSS, dass (und das ist kein Scheiss!) ein ausgeklügeltes System von Deckenventilatoren die Bildung von Wolken an der Gebäudedecke und somit letztendlich auch die Möglichkeit von REGEN IM Gebäude verhindert.
Nur als Anhaltspunkt für die Größe: Das blaue der amerikanischen Flagge ist so groß wie ein Basketballfeld!
Anschließend hielt der Shuttlebus am Apollo-Center, dass sich ganz mit den (wie der Name bereits vermuten lässt) Apollo-Missionen und somit dem Wettlauf zum Mond befasst. Der ganze Themenstoff war unglaublich gut in Szene gesetzt und einfach nur „zum Greifen nah“ – ich weiß nicht, wie ich es besser umschreiben soll, aber man fühlte sich tatsächlich ins Jahr 1969 zurückversetzt und man starrte gebannt auf die Monitore. Besonders gut hierbei war, dass man einen der alten Kontrollräume 1:1 nachgebaut hat. Dieser ist in schwachblaues Neonlicht getaucht. Über dieser Kulisse befinden sich drei riesige Leinwände, die die letzten Augenblicke vor dem Start der ersten Mondmission mit zeitgenössischen Live-Fernsehberichten, Originalaussagen von Astronauten und Zusatzinformationen zeigen. Und dann plötzlich geht das Licht im Kontrollraum an, alle Monitore zeigen Daten, Leuchtdioden blinken und es ertönt ein „noch drei Minuten bis zum Start“. Diese drei Minuten laufen dann sowohl auf den Leinwänden, als auch im Kontrollraum synchron ab und man hat wirklich fast das Gefühl, man ist dabei und wartet nur noch auf den Moment, dass irgendjemand den Zündschlüssel für die Haupttriebwerke umdreht. Und dann springt die Uhr auf 0:00:00 und man sieht den Start auf den Monitoren. Echt genial gemacht!
Im Haupttrakt des Apollo-Centers steht man dann plötzlich vor einem 1:1 Nachbau der gigantischen Apollo-Rakete (die lediglich im Bereich der ersten Triebwerksstufe verkürzt wurde). Und dann erkennt man erstmal, wie schweinegroß dieses Teil gewesen ist!
Zusätzliche Ausstellungen zeigen Originalstücke wie z.B. den Raumanzug von Buzz Aldrin, ein Stück Mondgestein zum Anfassen, sowie ein Kino mit einer sehr schön inszenierten Mondlandung.
Nachdem wir ausgiebig im Souvenirladen geshoppt hatten, ging es mit dem Bus zurück zum Hauptgelände, auf dem wir dann endlich zu meinem persönlichen Highlight kamen: dem Besuch der im Juni 2013 eröffneten Atlantis-Hall. Als Kind war das Spaceshuttle für mich immer ein Wunder, dieses Raumschiff, mit dem man einfach so ins Weltall starten konnte. Und jetzt sollte ich dieses Wunder endlich selbst sehen?!
Und ganz ehrlich: wie einem dieses gigantische Stück Raumfahrtgeschichte präsentiert wurde, war nicht nur filmreif, sondern atemberaubend – und das ist nicht nur so daher gesagt:
Zunächst wird man in einem Vorraum mit einem tollen Film über die Entstehung des wiederverwendbaren Raumgleiters informiert und dass alles mit einem schlichten Modell aus Balsaholz und Butterbrotpapier anfing. Dann öffnen sich die Tore zu einem 3d-Kino, dass den Bau des Spaceshuttles und die vielen Missionen Revue passieren lässt. Und dann plötzlich schwebt das kleine Holzmodell auf der Leinwand ein und verdeutlicht nochmal, dass alles mit diesem Modell anfing. Und während dieses Modell über die Leinwand gleitet, öffnet sich hinter der Leinwand das riesige Tor und man blickt durch die halbtransparente Leinwand auf die Atlantis, die natürlich in dem Moment effektvoll beleuchtet wird.
Soviel also zum Thema „atemberaubend“! Ich stand tatsächlich für etwa zehn Sekunden völlig regungslos mit offenem Mund da, während die anderen Besucher links und rechts bereits an mir vorbeimarschierten. Es war mit Abstand das beeindruckendste, das ich seit sehr langer Zeit erlebt habe.
Den Tagesabschluss begingen wir dann mit einer Dokumentation über die ISS, die wir in einem gigantischen IMAX-Kino sehen konnten. Sprecher der Doku war kein Geringerer als Tom Cruise.
Nach mehr als acht Stunden verließen wir das Kennedy Space Center und machten uns auf den Weg nach Daytona Beach. Hier checkten wir im Motel One ein, dass eher schlicht ist – aber man kann ja nicht jeden Tag auf die Kacke hauen. Sehr schön war auch, dass es dann in den Abendstunden hier zu einem unerklärlichen Stromausfall kam und plötzlich alle Zimmer für etwa eine Stunde im Dunkeln lagen… Suuuuuper!
Naja, für heute reicht es erstmal – jetzt ist Bettzeit angesagt. Morgen steht ein Besuch des Daytona Speedway auf dem Programm – und nein, NICHT weil ICH das will – Nadine ist in diesem Fall die Motorsportverrückte….
Also, bis morgen!